Wie erstaunlich: ein ähnliches Erlebnis, wie das, welches bei mir 2003 fast zu einem Trauma mit daraus folgender, bis heute andauernder Marathonabstinenz führte, gereicht einem anderen zu Stolz und Freude.
Unterschiedlicher kann man zwei Laufdesaster wohl nicht erleben.
Beide Läufe zeichneten sich durch hochsommerliche Temperaturen und einen anscheinend unzureichenden Trainingsstand aus.
Die Halbmarathonhälften bei dem einen katastrophal in 2 h/ 2:55 h, bei der anderen sehr mies in 2:12 h/ 2:42 h.
Die Endzeit liest sich ungefähr gleich, was aber wohl neben den beiden versemmelten Hälften die einzige Gemeinsamkeit war.
Während die Frohnatur nicht müde wird zu verkünden, wie zufrieden sie sei, ihr Ziel, unter 5 h zu bleiben, erreicht zu haben, habe ich mich nie zuvor so gedemütigt gefühlt, wie damals nach dem Zieleinlauf.
Natürlich war ich froh, das Ziel erreicht zu haben - aber auch, wenn ich am Anfang schon angepasst auf eine 4.30er Zeit losgelaufen war: die zweite Hälfte bestand aus so vielen Gehpassagen, dass ich eigentlich diesen Marathon nicht als "gelaufen" betrachten konnte. Sowas ist für mich einfach kein Lauf mehr, gut, man hat gefinisht, toll?, - aber Spaß hat es nicht gemacht und als ich mich bei der Halbmarathonmarke nach minutenlangem Rumstehen dann doch entschlossen hatte, zu finishen, wusste ich, auf was ich mich eingelassen hatte. Diese 21 Kilometer, die noch folgten, halb laufend, halb gehend, haben mir mit jedem Meter eindrucksvoll bestätigt: Sowas muss, will und werde ich mir nicht wieder antun.
Vielleicht sollte ich meine Ansprüche etwas runterschrauben, damit ich mir meine spärlichen Erfolgserlebnisse nicht so hart erarbeiten muss, sondern sie mir quasi geschenkt werden?
Unter 5 h wollen wir doch alle, oder? ;-) Und die meisten werden es auch schaffen. Die Erfolgsstory ist quasi garantiert !
kylie - 25. Jun, 19:34
Heute geht es nicht um's Laufen. Die 9 km vom frühen Morgen sind nicht der Rede wert, angesichts der weiteren Ereignisse ;-)
Als treue Devotee wusste ich seit Ende Mai, dass heute Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher zur Pressekonferenz in die Düsseldorfer LTU-Arena geladen hatten, um Details zum neuen Album und zur Welt-Tour 2006 bekanntzugeben.
Spontan nahmen Stefan und ich uns Urlaub für diesen Tag. Wir rechneten überhaupt nicht damit, irgendwen dort zu sichten - aber ich hatte Lust, so ein bisschen hoffnungsvoll vor der Location herumlungern...es war allein schon so geil, dass DM Düsseldorf beehrten.
Auf der DM-Homepage war von 17 Uhr die Rede - trotzdem näherten wir uns bereits kurz nach 14 Uhr der Arena, und erspähten auch schnell ein Schild: "DM-Pressekonferenz" . Hinter dem Schild stand ein Security-Typ, der fragte, ob wir auf der Gästeliste stünden, einen Presseausweis hätten oder dergleichen...was wir alles verneinen mussten. Tja, meinte er schulterzuckend, dann könnten wir gerne zum Parkplatz 2 fahren, rein kämen wir dann aber nicht, zum Parkhaus im VIP-Bereich auch nicht.
Unverdrossen bogen wir also ab, parkten in den Karpaten und wanderten einmal um die LTU-Arena herum. Das ganze Gebäude wirkte wie ein Hochsicherheitsgefängnis, außerdem wurde dort heftig gebaut...es staubte wie irre und weit und breit kein Hoffnungsschimmer, da irgendwo Einlass zu finden.
Egal, vielleicht würden wir andere Fans treffen...allerdings war es ja noch sehr früh.
Schließlich gelangten wir an das ultimative, von zwei Security-Fritzen bewachte Tor. Kein Presseausweis, keine Einladung, kein Preisausschreiben gewonnen...keine Chance. Auch mit schmollmündigem Augenaufschlag und höchstem Druck auf die Tränendrüse war da nix zu reißen.
Dies war ein trostloser Ort, wie hatten wir nur so blöd sein können, zu glauben, irgendeinen Dave aus dem Fenster herauswinken zu sehen...die LTU-Arena war ein Moloch, der DM verschlungen hatte, so dass wir nichts, aber auch gar nichts da bewirken konnten.
Die Sicherheitsleute hinter uns lassend, schlenderten wir geradeaus weiter, ich dachte, geh'n wir mal die Treppe hoch - nach der Treppe erspähten wir das obligatorische Schutzgitter, davor einen Seiteneingang. Ich zog an der Tür, konnte es nicht fassen: sie ließ sich öffnen!!!
Den Bauarbeitern sei Dank: da waren wohl Bodenverleger am Werk gewesen, überall klebten Absperrbänder. Die nächste Tür war kein Problem, wir befanden uns ja schon im geheiligten Innenbereich.
Puuuh, war das aufregend. Keine Menschenseele weit und breit, aber irgendwoher drangen Geräusche zu uns durch. Wir befanden uns nunmehr dicht vor dem VIP-Bereich, weiter wollten wir nicht gehen, die Gefahr, von der Security erwischt zu werden, war zu groß.
Stefan öffnete eine weitere Tür, die zur Tribüne führte. Depeche-Mode Sound, ein irrer Blick auf die verlassenen Ränge einer komplett leeren Arena...aber nein, als wir vorsichtig um die Ecke lugten, merkten wir, dass links von uns alles für die Konferenz aufgebaut war, dass dort die Presse und die Gäste hockten und wir jetzt ein Problem hatten: einer von den Kleiderschränken hatte uns definitiv gesehen.
Es dauerte nicht lange, und ein Big Ape erschien auf der Bildfläche, der wissen wollte, ob wir ein "Bändchen" hatten. Nein, wir hatten kein Bändchen, waren darum nicht legitimiert und mussten ihm nun folgen, damit er uns rausschmeißen konnte. Keine Ausnahme möglich, NATÜRLICH NICHT, Big Ape war ein ganz Wichtiger, leider ohne jeglichen Handlungsspielraum.
Immerhin waren wir schon weit gekommen, nun war alles andere sowieso egal. Ich rang Big Ape noch die Erlaubnis zu einem Toilettenbesuch ab. Als ich nunmehr blasenmäßig erleichtert zurückkehrte , hatte sich ein anderer, sehr freundlich wirkender Offizieller zu Big Ape gesellt, - nun wurden wir also von zwei Typen zum Ausgang eskortiert.
Den freundlichen, offenbar auch ranghöheren Menschen bettelte ich noch mal kurz um eine Ausnahme an, worauf er bedauernd den Kopf schüttelte...es gäbe keine Bändchen mehr. Ohne Bändchen kein Zutritt. So war das.
Draußen vor dem Tore waren unterdessen aber noch vier geladene Gäste aus Süd- und Ostdeutschland eingetroffen, die Einlass begehrten. Aber ohne Bändchen, auch für sie, keine Chance.
Der freundliche Securitymann traf nun die folgenschwere Entscheidung, Bändchen zu organisieren. Wir sollten mal alle mitkommen. Böses ahnend, dass wir uns nun ohne Einladung und ohne Presseausweis an die vier VIPs hängten, trabten Stefan und ich hinterher.
Bewacht von mehreren Kleiderschränken warteten wir ergeben auf den Schicksalsschlag: Bändchen, aber nicht auf der Gästeliste, Pech gehabt.
Aber nein: alles, was wir brauchten, waren die leuchtend orangenen Bändchen, die uns zwinkernd von dem liebsten aller Securitys ausgehändigt wurden.
Was folgte, war die livehaftige Teilnahme an der offiziellen (entgegen wohl absichtlich falscher Meldungen bereits um 15 Uhr stattfindenden) Depeche Mode Pressekonferenz, hautnah und in Farbe, in einer illustren Runde von Journalisten und VIP-Fans. Ich kann es immer noch nicht fassen!!! Wir hatten doch keine Bändchen ;-)
P.S. Auf dem Heimweg kamen uns noch einige bändchenlose Fans entgegen, die an den 17 Uhr Termin geglaubt hatten ;-)
kylie - 16. Jun, 20:36
Mal runterkommen von den Langstrecken und ganz von vorne anfangen...am Samstag begebe ich mich nach vielen Jahren einmal wieder auf die 5 km Strecke!
Warum nicht zur Abwechslung als Jederfrau beim Jedermannslauf starten? Vielleicht kann "Heidi" dann brauchen, was es gelernt hat auf der Bahn...
Am vergangenen Wochenende 32 km in zwei Tagen plus zwei Konzerte innerhalb von drei Tagen plus zwischendrin noch Tanzeinlagen beim Dungeon Day im Stahlwerk - und kommenden Samstag also die Kurzstrecke, obwohl ich heute Morgen kaum krauchen konnte und mich wirklich mit größtmöglicher Selbstüberwindung zur Arbeit geschleppt habe.
Gegen Abend ging's mir wieder gut, der tote Punkt schien überwunden - also auf zum Sportplatz, um das Donnerstagstraining vorweg zu nehmen. Der Abstand von Donnerstag auf Samstag erschien mir in Sachen Intervalle zu gering - lieber heute schon üben und ab Donnerstag "tapern". (Klingt ein wenig albern für 5 km ;-)
Mein Plan sah vor: 2 km Einlaufen, drei Steigerungen, 5 mal 800 m mit 400 m Trabpausen, 2 km Auslaufen.
Genau so habe ich es auch durchgezogen. Darf man eigentlich ohne schlechtes Gewissen von sich selbst begeistert sein? Ich neige ja normalerweise immer zu Selbstkritik, Unzufriedenheit und Zweifeln - dann darf ich doch auch noch EINMAL stolz sein.
Einlaufen: 1. km 5.52 min, 2. km 5.43 min = 11.36 min
Drei 100 m Steigerungen
1. Intervall: 800 m (1.50 min/1.50 min) = 3.41 min
Trabpause 400 m 3. 06 min
2. Intervall: 800 m (1.51 min/1.49 min) = 3.40 min
Trabpause 400 m 3.14 min
3. Intervall: 800 m (1.50 min/1.46 min) = 3.37 min
Trabpause 400 m 3.26 min
4. Intervall: 800 m (1.51 min/1.47 min) = 3.39 min
Trabpause 400 m 3.15 min
5. Intervall: 800 m (1.51 min/1.51 min)= 3.42 min
Trabpause 3.05 min
Auslaufen: 1. km 5.40 min, 2. km 5.37 min = 11.17 min
"Ich habe fertig"!!!
Kann mir jetzt noch irgend jemand prophezeien, was ich Samstag auf den 5 Kilometern versuchen soll? Ich dachte an eine 23er Zeit, ist das realistisch? Gerne werden Wetten entgegengenommen ;-)
kylie - 14. Jun, 22:49
Worte, Worte, keine Taten...irgendwie habe ich mich in letzter Zeit, laufend und bloggend so gefühlt.
Theorie durch Laufstilanalyse ist ja schön und gut und hat eine gewisse Berechtigung...aber es wäre ja doch mal erfreulich, auch ein aktuelles Erfolgserlebnis vorweisen zu können.
Heute wäre ein optimaler Wettkampftag gewesen...könnte ich doch so eine Leistungsbereitschaft und Lauffreude auf Wunsch abrufen!
Aber nein, ich muss die Feste feiern, wie sie fallen.
Donnerstag = LG-Wuppertal-Tag. Während der ersten Warmlaufkilometer im Wald merkte ich, dass die Tagesform top war. Die Gruppe war langsamer unterwegs als sonst, zum ersten Mal empfand ich das Tempo auch als absolut unanstrengend und nicht wie sonst an der Schwelle zum Tempolauf. Und vollkommen unüblich fühlte ich mich auf dem letzten Kilometer zur Frontrunnerin berufen ...nur mein Sohn legte es noch drauf an, mich abzuhängen. Der Rest machte heute wohl einen auf gemächlich, die Uhr stoppte für 5,5 km 28.38 min. Nach dem verschleppten Beginn doch ein achtbares Resultat für's Einlaufen ;-)
Es folgte das übliche Dehnprogramm, gefolgt von drei Steigerungen. Da einige LGler demnächst an einem Jedermanns-Zehnkampf teilnehmen, musste ich mich anschließend statt beim Lauf-ABC beim Kugelstoßen und Weitsprung blamieren...es hat schon seinen Grund, Dass ICH mich vor'm Zehnkampf drücke ;-)
Die Ansage lautete nun: 4 x 1000 m mit 200 m Gehpause. Ich war mir ziemlich unsicher, wie ich mir diese Intervalle einteilen sollte: 5000m Tempo , also 5er Schnitt?
Nach der ersten Einheit zeigte die Uhr 4.25 min...und ich war mir sicher, dass nun der Einbruch folgen würde. Viel zu schnell.
Doch oh Wunder, der zweite 1000er gelang wieder Erwarten gut in 4.31 min. Das fand ich total motivierend, und so setzte ich die Serie mit 4.28 min fort. Der letzte 1000er dann nochmal in 4.26 min - damit war der Titel Programm: Oh Happy Day!
Damit hätte ich nie im Leben gerechnet, dass ich die ungewohnten 1000er so konstant umsetzten kann.
Dem Selbstvertrauen hat das mächtig Auftrieb gegeben, beim langsamen barfüßigen Auslaufen auf dem Rasen frohlockte ich innerlich und fühlte mich einfach nur toll!
Auf zu Taten - es folgt dann auch hoffentlich einmal Res Gestae -Der Tatenbericht !
kylie - 9. Jun, 23:16
Am heutigen Tag habe ich durch Beobachtung einiges über das Laufen gelernt.
Schon beim Supporten in Düsseldorf fand ich es irre, welch unterschiedliche Läufertypen mit Figuren von schmal bis ausladend und Laufstilen von locker bis "am Anschlag" ins Ziel kommen.
Diesmal habe ich mich beim Duisburg-Marathon überwiegend auf die Laufstilanalyse konzentriert. Tags zuvor noch einmal tief in das Buch von Running Wim geschaut und heute dann unter dem Aspekt beobachtet, wie Mensch läuft.
Es ist offensichtlich, dass vorne, im schnellen ersten Viertel, eine deutliche Vorwärtsbewegung stattfindet ;-) - d.h. der Schritt ist effizient, es ist eine Flugphase zu erkennen, die Körperhaltung stimmt.
Im zweiten Viertel mischen sich dann schon Läufer darunter, die trotz eigentlich unsauberen Laufstils anscheinend doch recht gut vorwärts kommen und schnell sind - es sieht halt nur nicht so dynamisch aus.
In der Mitte waren die meisten unterschiedlichen Ausprägungen des Laufens zu erkennen. Bei manchen wunderte ich mich, dass dieser entspannte, leichtfüßige Schritt dann doch nicht zu mehr Schnelligkeit geführt hatte, bei anderen blieb es rätselhaft, wie sie bei dem Gestampfe und massiver Kraftvergeudung dann doch so schnell sein konnten.
Hinten, im letzten Viertel sah ich fast nur noch die von Running Wim bemängelte Lauftechnik des "nach oben" Bewegens. Statt Flucht nach vorn ist es eher ein Ausweichen nach oben, die Schrittlänge bewegt sich gen Null...da hilft dann nicht mal mehr eine hohe Schrittfrequenz.
Nach diesen stundenlangen ausgiebigen Studien geriet mein eigener Lauf dann unweigerlich zum von vorne bis hinten kontrollierten Ereignis.Unablässig führte ich mir die Eleganz und Dynamik mancher Läufer vor Augen, immer dann, wenn ich bemerkte, dass ich selbst auch wieder anfing, kleine, wenig raumgreifende Hopser nach oben zu machen. Neun Kilometer volle Konzentration...es hat unheimlich Spaß gemacht, war aber auch sehr anstrengend. Es regnete in Strömen, ich fühlte mich frisch und leistungfähig, - dass heute "mein" Marathon gwewesen wäre, berührte mich längst nicht mehr - den hatte ich wirklich mit meiner Startnummer abgegeben.
Dass "meine" Startnummer aber unter neuem Namen mit der Traumzeit von 3.58 h ins Stadion einlief, fand ich einfach nur geil. Mein Freudenschrei wurde auf der Laufbahn kurz vor'm Ziel noch gehört!
kylie - 5. Jun, 22:19